Was Sie über vertrauliche Rabatte und Nettopreise in der EU-5 wissen müssen
In der EU-5 (Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien) unterscheiden sich die Listenpreise (öffentliche Preise) und Nettopreise (vertrauliche, ausgehandelte Preise) je nach Land erheblich. Bei der Entwicklung und Umsetzung der Preisstrategie für Ihre pharmazeutischen, biotechnologischen oder medizintechnischen Produkte ist es wichtig zu wissen, wie man sich in diesem Umfeld bewegt.
Vertrauliche Rabattverhandlungen mit dem CEPS in Frankreich
In Frankreich ist das CEPS (Comité Économique des Produits de Santé) für die Aushandlung der Arzneimittelpreise zuständig. Während der Listenpreis öffentlich ist, verhandeln Pharmaunternehmen mit dem CEPS häufig vertrauliche Rabatte oder Nachlässe, die den Nettopreis effektiv senken. Diese vertraulichen Vereinbarungen ermöglichen Flexibilität bei der Preisgestaltung, während der offizielle Listenpreis zu Referenzzwecken beibehalten wird. Zu den Varianten gehören z.B. direkte Rabatte (remise à la première boite) und Preis-Mengen-Vereinbarungen, die in der Regel eine Umsatzbegrenzung vorsehen.
Neues deutsches Gesetz erlaubt vertrauliche Rabatte, aber es gibt einen Haken
In Deutschland herrscht traditionell ein hohes Maß an Transparenz bei der Preisgestaltung von Arzneimitteln, und vertrauliche Rabatte und Nettopreisvereinbarungen waren bisher keine gängige Praxis. Am 4. Juli 2024 hat der Bundestag jedoch das Medizinforschungsgesetz verabschiedet, das erhebliche Änderungen der deutschen Preisfestsetzungs- und Erstattungsgesetze vorsieht. Während das Gesetz noch den Bundesrat passieren muss und wahrscheinlich später im Jahr 2024 in Kraft treten wird, sollten Hersteller es bereits jetzt für ihre Strategien berücksichtigen.
Das Gesetz enthält Bestimmungen, die den Herstellern die Wahl lassen, ob sie die Erstattungspreise, die sich aus dem AMNOG-Prozess und den Preisverhandlungen ergeben, vertraulich behandeln wollen oder nicht. Die deutschen Preise werden oft als Referenzpreise in anderen europäischen Märkten verwendet, so dass ein ungünstiger Preis in Deutschland negative Auswirkungen auf die gesamten EU-Märkte haben kann. Dies hat einige Unternehmen sogar dazu veranlasst, ihre Produkte vom deutschen Markt zurückzuziehen. Der Haken an der Sache ist jedoch, dass Hersteller, die sich für die Geheimhaltung der Preise entscheiden, einen zusätzlichen Abschlag von 9 % auf den vereinbarten Erstattungsbetrag zahlen müssen.
Preis-Volumen-, Risikoteilungs- und leistungsbezogene Vereinbarungen sind in Italien, Spanien und Großbritannien üblich
Italien, Spanien und das Vereinigte Königreich verwenden vertrauliche Vereinbarungen, um zwischen Listen- und Nettopreisen zu unterscheiden. Dazu gehören Preis-Mengen-Vereinbarungen, bei denen der Preis bei steigendem Verkaufsvolumen sinken kann, oder Vereinbarungen zur Risikobeteiligung oder zur leistungsabhängigen Vergütung, bei denen der Nettopreis auf der Grundlage der tatsächlichen Ergebnisse und der Wirksamkeit angepasst wird. Der Listenpreis bleibt öffentlich, aber der effektive Nettopreis kann aufgrund dieser vertraulichen Verhandlungen deutlich niedriger sein. Italien, Spanien und Großbritannien bevorzugen einfache finanzielle Vereinbarungen, wie z.B. einen einfachen Rabatt im Rahmen eines Patient Access Schemes (PAS) in Großbritannien, der leichter umzusetzen und zu überwachen ist.
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